Vertreterversammlung 2024
von Carsten Henning Wirtschaftlich trotz Krisenjahr – die BGH hält Mieten niedrig
Wirtschaftlich trotz Krisenjahr – die BGH hält Mieten niedrig
Optimismus herrscht in der Wohnungswirtschaft nicht. Die Baugenossenschaft Holstein (BGH) kann dennoch auch im Jahr 2023 mit niedrigen Mieten in Neumünster punkten. Politische Forderungen setzen Soziale Vermieter aber unter massiven Druck.
„Energiepreise, Baukosten, Inflation, Zinsentwicklung, Haushaltskrise, Förderchaos, CO2KostAufG, GEG-Novelle: Im Augenblick braut sich wohnungspolitisch ein fürchterliches Unwetter zusammen. Angesichts der politischen Ziele in Verbindung mit den vorherrschenden Rahmenbedingungen gilt es das zu schützen, wofür wir stehen: „Eine gute und sozial verantwortbare Wohnungsversorgung zu angemessenen Preisen für unsere Mitglieder aller Altersgruppen.“, sagte BGH-Vorstandsvorsitzender Carsten Henning und betonte im Jahresbericht bei der Vertreterversammlung vor rund 50 Mitgliedern: „Wir konnten unsere Bilanzsumme auf hohem Niveau halten und zugleich das Eigenkapital steigern – diese positive Entwicklung ist zurzeit absolut nicht selbstverständlich. Wir möchten unserem Anspruch, ein sorgenfreies Wohnen und sicheres Zuhause bieten zu können, auch in Krisenzeiten nachkommen.“
Im Geschäftsjahr 2023 steht die Bilanzsummer der Genossenschaft bei rund 86 Millionen Euro mit einem Jahresüberschuss von rund 1,8 Millionen Euro. Das Eigenkapital der Genossenschaft erhöhte sich um 1,6 Millionen Euro auf rund 33,8 Millionen Euro. Deswegen kann die Genossenschaft auch in diesem Jahr den 3699 Mitgliedern eine Dividende von vier Prozent auszahlen.
Auch im vergangenen Jahr konnte die Holstein ihrem genossenschaftlichen Zweck entsprechend sozial verantwortbaren Wohnraum bereitstellen und die Durchschnittsmiete bei 5,38 Euro pro Quadratmeter (Vorjahr: 5,32 Euro) niedrig halten. Zum Vergleich: Die Durchschnittsmiete der Mitgliedsunternehmen des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW) betrug im vergangenen Jahr 6,41 Euro pro Quadratmeter. „Wir liegen mit unserem Mietpreis in aller Regel am unteren Ende des Mietspiegels der Stadt Neumünster“, erklärte Carsten Henning.
Dennoch: Der Vorsitzende sieht durch das Ziel der Klimaneutralität massive Probleme auf die Wohnungswirtschaft zurollen, Henning verdeutlichte: „Unsere Genossenschaft hat in den 121 Jahren ihres Bestehens eine Bilanzsumme von 86 Millionen Euro erwirtschaftet. Um das gewünschte Ziel erreichen zu können, Neumünster bis 2035 klimaneutral zu machen, müssten wir in elf Jahren 400 Millionen Euro in Sanierung und Ersatzneubau investieren. Das hätte eine monatliche Mietpreissteigerung von mindestens fünf bis sieben Euro je Quadratmeter zwingend zur Folge. Damit könnten wir unseren Anspruch, guten und sozial verantwortlichen Wohnraum bereitzustellen, nicht mehr erfüllen.“
Ein Grund seien die immensen Preissteigerungen der Baukosten, allein in den Jahren 2020 bis 2024 seien sie um 80 Prozent gestiegen, erläuterte er. „Aber wir brauchen auch endlich verbindliche und in der Realität umsetzbare Richtlinien aus der Politik“, forderte der Vorsitzende.
Insgesamt hat die Genossenschaft im vergangenen Jahr 7,2 Millionen Euro in energetische Sanierung und Instandhaltung investiert. Ein großes Projekt war die klimaneutrale Sanierung von 36 Wohnungen in zwei Gebäuden im Elsterweg. Zurzeit werden am Tivoli 56 Wohnungen mit einer Investitionssumme von rund 5,1 Millionen Euro energetisch saniert.
Ende 2023 waren im Bestand der Genossenschaft 2487 Wohnungen, 19 Gewerbeeinheiten sowie 415 Garagen und PKW-Stellplätze. Mit Hinblick auf die mehr als 1000 Bäume im Bestand, die CO₂ binden, kritisierte Henning: „Wenn der CO₂-Ausstoß ermittelt wird, sollte das umgekehrt auch bei seiner Bindung getan und gegengerechnet werden.“
Bis 2025 plant die Holstein, rund 130 Wohnungen an das Fernwärmenetz der Stadtwerke Neumünster (SWN) anzuschließen und die Wohnungen damit von der Gasversorgung zu trennen. Aktuell sind bereits 85 Prozent im Bestand an die klimafreundliche Beheizung mit Fernwärme angeschlossen. 125 Wohnungen (fünf Prozent) werden über Wärmepumpen klimaneutral versorgt.
Turnusgemäß standen Wahlen im Aufsichtsrat an. Einstimmig bestätigte die Vertreterversammlung Rainer Vorbeck und Marco Kollmus in ihren Ämtern.